In Zeiten von Selfcare und Achtsamkeit hört man immer öfter den Begriff »Hochsensibilität«. Es geht um Menschen, deren Sinneswahrnehmungen stärker sind als beim Durchschnitt.
Doch was genau bedeutet es für Personen, hochsensibel zu sein? Und wie findet man heraus, ob man selbst dazugehört?
Das wichtigste in Kürze:
- Hochsensibilität bezieht sich auf Menschen mit einem empfindlichen Nervensystem, wodurch sie äußere und innere Reize intensiver wahrnehmen.
- Etwa 20 Prozent der Menschen gelten als hochsensibel, unabhängig von Geschlecht. Diese Empfindsamkeit ist oft angeboren.
- Es ist wichtig zu erkennen, wann eine Neuorientierung notwendig ist, um das volle berufliche Potenzial ausschöpfen zu können.
- Der Begriff „Seinsibel“ wurde eingeführt, um Hochsensibilität positiv zu betonen und als eine Lebens- und Wesensart zu betrachten.
- Hochsensibilität ist keine psychische Störung, sondern eine Gabe; die besonderen Fähigkeiten, wie Empathie und Feinsinnigkeit, können im beruflichen Kontext sowohl positive als auch herausfordernde Aspekte haben.
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Was ist Hochsensibilität überhaupt?
Hochsensible Menschen haben ein überaus empfindliches Nervensystem. Wenn der Mensch also ganz besonders empfindlich ist, spricht man von Hochsensibilität. Heute gehören knapp 20 Prozent dazu, sowohl Frauen als auch Männer.
Die Anlage zur Hochsensibilität besteht in der Regel von Geburt an. Im Vergleich zu weniger sensiblen Menschen haben Hochsensible eine erhöhte Empfänglichkeit für äußere und innere Reize. Sie nehmen die Umwelt mit all ihren Sinnen viel intensiver wahr.
In diesem Zusammenhang hört man auch häufiger die Bezeichnung Scanner-Persönlichkeit.
Hinzu kommt, dass hochsensible Menschen auch im Allgemeinen viel detaillierter wahrnehmen, denn von ihnen werden viel mehr Informationen aufgenommen und verarbeitet.
Allerdings haben Hochsensible auch schwächer ausgeprägte Wahrnehmungsfilter, das heißt, sie können störende Einflüsse nur sehr schwer ausblenden. Dauergeräusche, Lärm, grelles Licht und unangenehme Gerüche können schnell zur Reizüberflutung führen.
Da der Begriff „Hochsensibilität“ in den vergangenen Jahren stark geprägt wurde und Außenstehende hochsensible Menschen oftmals als kompliziert und ungesellig wahrnehmen, haben wir einen neuen positiven Begriff ins Leben gerufen, nämlich „Seinsibel“.
Der von uns zusätzlich eingefügte Buchstabe „i“ bedeutet, dass diese unglaubliche Sensibilität das gesamte Sein eines Menschen umfasst. Er stellt für uns keine Eigenschaft dar, sondern eine wahre Lebens- und Wesensart!
Ist das Phänomen psychologisch anerkannt?
Bisher gibt es weder eine einheitlich erklärende Theorie und Definition zum Phänomen „Hochsensibilität“ noch ein allgemeingültiges, einheitliches Verfahren, mit dem man Hochsensitivität zweifelsfrei feststellen kann. Allerdings solltest Du wissen, dass es sich bei Hochsensibilität nicht um eine psychische Störung oder Erkrankung handelt, denn hochsensibel zu sein, ist eine Gabe Gottes.
Wie finde ich heraus ob ich hochsensibel bin?
In den meisten Fällen ist diese besondere Begabung angeboren, doch sie kann sich unter Umständen auch erst im Erwachsenenalter entwickeln. Bei Kinder äußerst sich Hochsensibilität zum Beispiel durch zurückhaltendes Verhalten. Sie sind meist sehr schüchtern, introvertiert und beschäftigen sich lieber in Stille mit sich alleine, statt mit Freunden herumzutoben.
Es gibt aber auch extrovertierte hochsensible Kinder die ganz stark nach draußen drängen und sogar zu den lauten gehören. Daher ist es auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu sagen, ob ein Kind hochsensibel ist oder nicht.
Falls Du Dich nun fragst, ob auch Du hochsensibel bist, kannst Du Dir folgende Fragen stellen:
- Nehme ich Schmerzen besonders stark wahr?
- Empfinde ich Geräusche, Gerüche und helle Lichter als störend oder nahezu unerträglich?
- Erkenne ich schnell, wie sich andere Menschen fühlen?
- Habe ich einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn?
- Bin ich ein guter Zuhörer?
- Multitasking ist nicht mein Ding?
- Bekomme ich schnell schlechte Laune, wenn ich hungrig bin?
- Bin ich eher BeobachterIn bei Partys und stehe ich nicht gerne im Mittelpunkt?
- Fühl ich mich in einer Großstadt mit vielen Menschen schnell unwohl und überfordert?
- Bin ich kreativ?
Je häufiger Du die Fragen mit „Ja“ beantwortet hast, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Du hochsensibel bist.
Wissenswert: Natürlich sind das noch lange nicht alle Fragen, die Dir dabei helfen können herauszufinden, ob Du zu den hochsensiblen Menschen zählst. Es gibt mittlerweile unzählige Tests dazu, doch einer der Bekanntesten ist der von Elaine Aaron. Hierbei handelt es sich um eine amerikanische Psychologin, die sich schon seit vielen Jahren mit der besonderen Begabung „Hochsensibilität“ beschäftigt.
Wir haben diesen Test für Dich digitalisiert. Zudem haben wir 32 Hinweise verfasst, die Dir dabei helfen sollen zu erkennen, ob du hochsensibel bist. Diese haben wir in unserem Buch für Seinsible veröffentlicht. Du findest sowohl unsere Bücher zur Hochsensibilität als auch unseren digitalisierten Test direkt auf unserer Website.
Was können Hochsensible besonders gut und was eher weniger gut?
Hochsensible Menschen reagieren oftmals empfindlich auf Licht, Geräusche und Gerüche. Zudem leiden sie schnell unter Reizüberflutungen, wenn der Lärmpegel im Alltag steigt. Große Menschenansammlungen bedeuten für sie oft mehr Stress als Vergnügen. Sie suchen daher lieber die Ruhe und versuchen sich von den äußeren Reizen abzuschotten.
Auf der anderen Seiten haben Hochsensible jedoch auch die besondere Gabe, sich sehr gut in andere Menschen hineinversetzen und deren Emotionen nachvollziehen zu können.
Aus diesem Grund bezeichnet man sie auch als äußerst feinfühlig und feinsinnig. Eine ihrer größten Stärken ist Empathie. Zudem können sie die Stimmung anderer Menschen viel schneller erfassen als weniger sensible Menschen.
Leben mit Hochsensibilität: Die positiven Seiten dieser Begabung
Hochsensible…
- haben ein äußerst großes Maß an Empathie
- verfügen über ein hervorragendes Qualitätsbewusstsein
- sind empfänglich für emotionale Schwingungen und Missstimmungen
- zeichnet oft großer Perfektionismus aus
- besitzen sehr häufig einen besonders guten Überblick
- weisen hervorragende Eigenschaften wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Fleiß auf
- arbeiten stets lösungsorientiert
Welche Konsequenzen bringt die Hochsensibilität im Berufsalltag mit sich?
Eine der größten Herausforderungen stellt die tiefe und ausgeprägte Wahrnehmungsfähigkeit dar. Obwohl hochsensible Menschen Stress und Belastungen genauso ausgesetzt sind wie ihre weniger sensiblen Kollegen, reagieren sie darauf meist deutlich schneller und empfindsamer. Hinzu kommt, dass die beruflichen Anforderungen immer weiter steigen.
Leistungs- und Zeitdruck, Agilität und Komplexität sind nur einige deskriptive Schlagwörter für die Situation in zahlreichen Unternehmen.
Natürlich sprechen wir hier von Anforderungen, denen alle Berufstätigen ausgesetzt sind. Allerdings ist es auch hier oftmals die besondere Wahrnehmungsfähigkeit der Hochsensibilität, die dafür sorgt, dass hochsensible Menschen ihre berufliche Lage schneller als bedrohlich und bedrückend wahrnehmen. Nicht selten endet das auch in einer persönlichen Lebenskrise.
Der hohe Druck von außen widerspiegelt sich in der inneren Wahrnehmung – Vor dieser Vielzahl von Herausforderungen drohen Hochsensible im Berufsalltag leicht zu kapitulieren mit häufig fatalen Konsequenzen:
- fehlende Motivation aufgrund von Dienst nach Vorschrift = innere Kündigung
- innere Konflikte verstärken sich und werden nach außen getragen = Situation verschärft sich zusätzlich
- Steigerung des Stressempfindens = Einschränkung der Leistungsfähigkeit und Gesundheit – die Gefahr, ernsthaft zu erkranken steigt
- Unternehmen verlieren wichtige Leistungsträger und mit ihnen zugleich die Zukunftskompetenz Hochsensibilität
An diesem Punkt angekommen, scheint für viele Hochsensible kaum eine Lösung in Sicht. Einerseits ist da nämlich dieses beherrschende Gefühl, es nicht länger am aktuellen Arbeitsplatz auszuhalten. Andererseits besteht aber auch der Sachzwang, mit genau dieser Tätigkeit den Lebensunterhalt bestreiten und immer unzufrieden im Job sein zu müssen.
Wir bieten Dir verschiedene Möglichkeiten in unseren Coachings, unserem Videoprogramm oder unseren Büchern Dich weiterzuentwickeln und Klarheit für Dich und Deinem Lebensweg zu erlangen, wo Dich Dein Weg hinführen soll. Völlig egal, ob Du Deine berufliche Herausforderung besser meistern möchtest oder auf der Suche nach einer neuen beruflichen Tätigkeit bist, wir begleiten Dich auf Deinem individuellen Weg.
Welches berufliche Umfeld/ welche Jobs passen tendenziell besser zu mir?
Entfalte Dein besonderes Potenzial, denn Deine Feinsinnigkeit ist eine wahre Gabe, die Du vielfältig positiv nutzen kannst. Lasse Deiner Kreativität daher unbedingt freien Lauf und werde künstlerisch aktiv.
Vielleicht kannst Du Dein Hobby sogar zum Beruf machen. Gleiches gilt, wenn Du Dich gerne sozial engagierst und Menschen etwas Gutes tun möchtest – Ein therapeutischer Beruf wäre in diesem Fall ideal für Dich. Vielleicht hast Du aber auch einen besonders ausgeprägten Geschmackssinn oder ein unglaublich feines Näschen?
Warum dann nicht den Schritt in die Parfumbranche wagen oder als leidenschaftlicher Koch arbeiten? Finde Deine Berufung auch mit Hochsensibilität und mach genau das, was Dir Spaß und Freude bereitet, denn es wäre doch äußerst schade, wenn Du deine einzigartigen Fähigkeiten in einem langweiligen Bürojob verkümmern lassen würdest…
Welche Umgebungen sollte ich eher meiden?
Oftmals wird Menschen mit Hochsensibilität dazu geraten bestimmte Umgebungen zu meiden, vielleicht bist Du deshalb auch häufig aus lauten Räumen geflüchtet, hast die Innenstadt so gut es geht gemieden und wolltest den Urlaub lieber daheim in den eigenen vier Wänden verbringen? Doch je mehr Du stressauslösende Situationen meidest, umso sensibler reagierst Du auf diese Reize.
Deshalb sei mutig und stelle Dich der Herausforderung, ohne Dich dabei zu überfordern. Geh auf die nächste anstehende Party und gönn Dir am Tag danach eine wohlverdiente Ruhepause. Fahr zum Shoppen in die Stadt und genieße danach einen entspannten Abend auf der Couch. Mit ausreichend Ruhe als Ausgleich musst Du keinerlei Umgebungen meiden und kannst derartige Situationen viel besser meistern.
Unser Schlusswort
Vergiss nie, als Hochsensibler kannst Du Dinge, die andere niemals erlernen können! Deshalb sei stolz darauf und gestalte Dir Dein Umfeld genau so, dass es Deinen Bedürfnissen entspricht. Wenn Du Deine Begabung dann auch noch positiv einsetzen kannst, steht Deinem Lebensglück mit Deiner Hochsensibilität wirklich nichts mehr im Wege!