Der Begriff „Burnout” und der damit assoziierte Krankenstand sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern mitten in der Gesellschaft angekommen. Wie der Weg zurück in den Arbeitsalltag gelingen kann, wollen wir uns in diesem Artikel ansehen.
Die Diagnose „Burnout” ist im Zunehmen begriffen – ein Fakt, der mit Zahlen belegt werden kann. Laut von der DAK und der AOK veröffentlichten Statistiken haben die durch psychische Erkrankungen wie Burnout verursachten Fehltage von 2010 bis 2020 um satte 56 Prozent zugenommen. Im gleichen Zeitraum lässt sich beim Krankenstand insgesamt kein vergleichbarer Aufwärtstrend beobachten.
Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache und trotz aller Vorurteile, mit denen sich an Burnout erkrankte Arbeitnehmer nach wie vor konfrontiert sehen, ist mittlerweile ein offenerer Umgang mit dem Krankheitsbild zu bemerken. Das ist auch gut so, denn nur mit einem offenen Umgang und mit fundierten Konzepten kann eine langfristige Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt gelingen.
Nach dem Burnout wieder arbeiten: Wie gelingt ein langfristiger Wiedereinstieg?
Während die oben genannten Zahlen sich gut für jede Statistik eignen, stellt sich doch die Frage, wie es um die Menschen hinter diesen Zahlen steht. Immerhin stellt ein Burnout einen nicht zu vernachlässigenden Einschnitt in das Leben eines Menschen dar. Der Beruf muss oft über Wochen, wenn nicht gar Monate ausgesetzt werden. Was macht das mit einem Menschen? Wie gehen Betroffene und ihr Umfeld mit der Diagnose Burnout um und wie können sie den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt schaffen – langfristig und ohne Rückfall?
„Der Weg zurück in den Beruf nach einem Burnout ist langwierig. Er muss bewusst angegangen werden und erfordert mitunter eine Neuorientierung. Erfolgreiche Wiedereingliederungen können nur mit viel Zeit und Bedacht sowie Unterstützung durch den Betrieb gelingen.”
Langsame Rückkehr lautet die Devise
Diese letzte Frage sollte mit Augenmerk auf den Begriff „langfristig” beantwortet werden: Um einen Rückfall nach kurzer Zeit oder ganz generell zu verhindern, ist einen langsame Rückkehr in einen geregelten Arbeitsalltag ganz wichtig. Mittlerweile gibt es ausreichend Erfahrungswerte, die zeigen, dass Wiedereingliederungen nach einem Burnout in der Regel vier bis acht Wochen dauern.
Die Dauer hängt unter anderem von der Länge der Krankschreibung ab. Am besten gelingt sie, wenn alle betroffenen Personen und Parteien mit einbezogen werden. Das umfasst neben den Personalverantwortlichen und Vorgesetzten selbstverständlich auch die direkten Arbeitskollegen und mitunter den behandelnden Arzt. Zusätzlich sollte ein verbindlicher Stufenplan erstellt werden, in dem dein wöchentliches Pensum eingetragen wird, mit dem Ziel, deine Belastbarkeit Schritt für Schritt zu erhöhen.
Wann du wieder an deinen Arbeitsplatz zurückkehren kannst, hängt nicht zuletzt davon ab, wie schwerwiegend dein Burnout war. Erst, wenn du dir absolut sicher bist, dem Berufsalltag und den damit verbundenen Aufgaben wieder gewachsen zu sein, kann der schrittweise Wiedereinstieg beginnen. Im Idealfall hältst du während der Wiedereingliederungsphase Kontakt zu deinem behandelnden Arzt. Dieser kann sofort eingreifen, falls sich eine erneute Erschöpfung abzeichnet.
„In den ersten Wochen des Wiedereinstiegs macht es Sinn, jede Aufgabe auf einem Zettel zu notieren. Wenn du dich selbst fragst, was eilt und was weniger wichtig ist, kannst du im Anschluss deine Zettel entsprechend sortieren und einem übervollen Arbeitstag rechtzeitig gegensteuern.”
Mit Bedacht und ohne Druck
Abgesehen von der zeitlichen Komponente ist der Umgang mit den eigenen Erwartungen in den meisten Fällen die größte Herausforderung, wenn nicht sogar Hürde, beim Wiedereinstieg in den Job. Bei der Rückkehr in den Arbeitsmarkt ist ein offener Umgang mit dem eigenen Burnout äußerst wichtig. Anstatt womöglich nach Unzulänglichkeiten bei dir selbst zu suchen, solltest du deine Kollegen wissen lassen, welche Aufgaben dich stressen und welche du am ehesten übernehmen kannst. Das ist ein entscheidender Schritt, um das Risiko eines Rückfalls zu verringern.
Nur, wenn du offen und ehrlich zu dir selbst und mit deinem Umfeld bist, kannst du eine neuerliche Überforderung verhindern. Es gilt also, die Wurzel bzw. den Auslöser des Burnouts zu kennen und zu vermeiden, dass eine ähnliche Situation wieder entsteht. Das heißt, dass du bestimmte Tätigkeiten vielleicht einfach nicht mehr ausführen und dich stattdessen um andere Aufgaben kümmern solltest. Letzten Endes ist es nicht nur in deinem Interesse, eine neuerliche Überforderung zu verhindern, da auch das restliche Team davon betroffen wäre.
„Zu Beginn des Wiedereinstiegs sind messbare Erfolge besonders wichtig. Mit der sogenannten SMART-Formel kannst du prüfen, ob deine gesteckten Ziele realistisch und erreichbar sind.”
Die SMART-Formel setzt sich wie folgt zusammen:
- S pezifisch
- M essbar
- A ttraktiv
- R ealisierbar
- T erminiert
Neue Chancen durch berufliche Neuorientierung?
Wenn du selbst von einem Burnout betroffen bist oder warst, wirst du dich vermutlich bereits mehr als einmal mit diversen Sinnfragen beschäftigt haben. Da kann es natürlich schon vorkommen, dass man auch den Sinn der bisherigen Tätigkeit hinterfragt und vielleicht feststellt, dass man nicht mehr dahin zurück will, wo man quasi hergekommen ist. Es stellt sich also die Frage, wo man beruflich hin will. Und diese Frage sollte unbedingt beantwortet werden, bevor es wieder zurück in den Beruf geht.
Möglicherweise ist ein Wiedereinstieg also mit der Suche nach einem neuen Job verbunden. Doch das kann durchaus als Chance gesehen werden. Wer weiß, welche neuen Türen sich auftun, wenn du erst einmal für dich festgestellt hast, dass du dich nach einer durch das Burnout erzwungenen Auszeit neu orientieren möchtest.
Neuen Job nach dem Burnout finden
Bevor du nach dem Burnout wieder zurück ins Arbeitsleben gehst, sind eine Auszeit und Reflexion unglaublich wichtig. Dabei hilft es, wenn du dir die richtigen Fragen stellst:
Sind die äußeren Bedingungen, die Teil der Ursache waren, in deinem bisherigen Job veränderbar?
- Welche deiner bisherigen Tätigkeiten haben zu deinem Burnout beigetragen?
- Welche Tätigkeiten möchtest du am liebsten nicht mehr machen?
- Welche Tätigkeiten erscheinen dir sinnlos?
- Welche Tätigkeiten machen dir Freude und wo kannst du diese einbringen?
Und zu guter Letzt die alles entscheidende Frage:
- Was willst du eigentlich wirklich machen?
Erst wenn du diese Fragen beantwortet hast, kannst du dich wirklich neu orientieren und mit dem Bewerbungsprozess beginnen. Da du dich aller Wahrscheinlichkeit nach bei einem neuen Unternehmen oder zumindest um eine neue Stelle bei deinem alten Arbeitgeber bewerben wirst, brauchst du professionelle Bewerbungsunterlagen, die auf dem neuesten Stand sind.
Wenn du ein Bewerbungsschreiben und einen Lebenslauf schreiben musst, dann gibt es mittlerweile praktische Hilfe aus dem Internet. Verschiedene Vorlagen und Muster helfen dir mit einer vorgegebenen Struktur, die du einfach an deine individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse anpassen kannst.
Doch bevor du dich auf eine neue Stelle bewirbst, solltest du für dich herausfinden, ob mit dem Stellenwechsel die Ursachen des Burnouts gelöst werden können. Denn auch wenn ein Neuanfang Erleichterung verspricht, ist es nicht automatisch der beste Weg. Im Endeffekt gilt es, in sich zu gehen und alle Möglichkeiten und Optionen abzuwägen, um schlussendlich die bestmögliche Lösung zu finden.