Fachkräfte fehlen in Deutschland in fast allen Berufen. Nicht überall wirkt sich der Mangel jedoch so gravierend aus, wie in der Pflege. Bietet die Pflege auch Chancen für Quereinsteiger?
Gründe um in die Pflege zu wechseln
Menschen mit unterschiedlichsten beruflichen Backgrounds fragen sich häufig nach dem Sinn ihres Jobs. Vor allem, wenn sich Unzufriedenheit breitmacht oder das Gefühl entsteht, beruflich auf der Stelle zu treten, wird nach Alternativen gesucht. Die Pflegebranche gerät hierbei aus unterschiedlichen in den Fokus von Quereinstiegsinteressenten.
1. Der krisensichere Job
Es gibt viel zu wenig Bewerber auf offene Stellen, daher gilt die Branche als krisensicher. Zwar wird auch bemängelt, dass gesellschaftliche Wertschätzung und angemessene Bezahlung fehlen, doch hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Pflegeeinrichtungen können es sich schlichtweg nicht leisten, dass ihre Mitarbeiter abwandern, daher wird ihnen einiges geboten, damit kein Wechselwunsch entsteht.
2. Eine sinnhafte Aufgabe
Menschen mit einiger Lebenserfahrung suchen in ihrer Arbeit einen tieferen Sinn und sehen sich daher in der Pflege. Sie wollen Menschen helfen, damit sich ihre Vorstellung von Werten und dem eigenen Menschenbild richtiger anfühlt.
3. Facettenreiche Entwicklungsmöglichkeiten
Pflege ist nicht gleich Pflege und kaum eine Branche hat so viele Entwicklungsmöglichkeiten, wie die Pflegebranche. Hierfür lohnt es sich für viele Interessenten selbst im rentennahen Alter noch einmal eine Ausbildung, Umschulung oder Qualifizierung zu machen. Nicht immer muss es hierbei um den Abschluss als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann gehen.

Quereinstieg – welche Einstiegsmöglichkeiten gibt es?
Die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt setzt vor allem die Motivation der Bewerber voraus. Berufsausbildungen oder Erfahrungen sind tatsächlich nur dann von Bedeutung, wenn es darum geht, dass der Personalschlüssel auf Pflegefachkräfte angewiesen ist, um die rechtlichen Vorgaben einhalten zu können.
1. Einstieg als Pflegehelfer
Als Helfer in der Pflege kann grundsätzlich jeder einsteigen. Allerdings muss einem bewusst sein, dass hier die Verdienstmöglichkeiten nicht sehr hoch sind und die Aufgaben, die übernommen werden dürfen, sich vor allem in der Grundpflege ansiedeln.
Das Anreichen von Essen, Hilfe beim Anziehen und der Körperpflege und Unterstützung im hauswirtschaftlichen Bereich sind die Aufgaben, die Helfer ohne jegliche Vorkenntnisse übernehmen dürfen.
2. Pflegeassistenz und Betreuungskraft
Die Pflegeassistenz ist eine kurze Fortbildung, die in erster Linie dazu dient, Helfern Fachwissen zu vermitteln und ihnen die Arbeit in der Pflege auch dahingehend zu erleichtern, dass ihnen Anleitung gegeben wird, wie sie ressourcen- und kräfteschonend am Menschen arbeiten können, ohne die eigene Gesundheit zu arg zu strapazieren (z.B. Bobath).
Gerade wer nach einer Arbeit sucht, in der er auch Zeit für Kommunikation hat, ist in diesem Bereich gut aufgehoben.
3. Ausbildung oder Anerkennung ausländischer Abschlüsse
Als Pflegefachkraft kann natürlich nur arbeiten, wer die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat. Schon seit geraumer Zeit, tendieren Pflegeeinrichtungen dazu, berufserfahrenen Auszubildenden aus anderen Berufen die Chance zu einer Zweitausbildung zu geben. Ebenso sind ausländische Pflegekräfte sehr willkommen, die mit Berufspraxis und etwas Unterstützung die Prüfung erfolgreich ablegen und ihren Abschluss damit voll anerkennen lassen können.
In Deutschland wurde mit der Pflegeberufereform die Ausbildung neu organisiert. Derzeit wird die Generalistische Pflegeausbildung durchlaufen, die in den ersten beiden Ausbildungsjahren nicht zwischen Fachrichtungen unterscheidet. Erst im dritten Jahr werden die fachspezifischen Inhalte vermittelt.
Die Auszubildenden rotieren während der Ausbildung durch alle Bereiche die die Pflege bietet von der Reha-Einrichtung bis zur Klinik oder der mobilen Pflege. Damit gewinnen die Auszubildenden auch einen besseren Eindruck über die Aufgaben in den unterschiedlichen Pflegebereichen und können die ersten beiden Jahren noch zur Orientierung nutzen.

4. Arbeiten in Pflegeeinrichtungen
Pflegeeinrichtungen benötigen nicht nur Pflegefachleute. Je größer eine Klinik ist, desto mehr Personal aus allen möglichen Dienstleistungs- und Handwerksberufen ist anzutreffen. Die Verpflegung von stationären Patienten wird beispielsweise von Serviceassistenten aus Hotellerie oder Gastronomie gemanagt, die auch teilweise für Bestellungen von Wäsche, Reinigungsmitteln etc. zuständig sind.
Kaufleute sind vor allem in der Ambulanz vermehrt anzutreffen. Terminvergabe, Sachbearbeitung und Anmeldungsformalitäten können von Verwaltungskräften auch umgesetzt werden, wenn sie keine medizinische Ausbildung haben. Teilweise werden Quereinsteiger auch in der Bedienung von Messgeräten eingearbeitet und übernehmen einige Aufgaben einer Medizinischen Fachangestellten.
Wer aus therapeutischen Berufen kommt, hat in Krankenhäusern gute Chancen, in der Sozialberatung zu arbeiten. Hier werden Patienten dabei unterstützt Kuren zu beantragen oder es wird beraten, wie es nach der Entlassung weitergehen kann, wenn die Erkrankung ein Leben allein unmöglich macht.
5. Pflege studieren
Pflegewissenschaften berücksichtigen ebenfalls mehr Aspekte als den rein medizinischen Teil. Personalführung, wirtschaftliche Grundlagen, Hygiene und Qualitätsmanagement müssen von Führungskräften ebenfalls beherrscht werden.
Fachwirtausbildungen wie der Fachwirt für Gesundheits- und Sozialwesen befähigen zur Leitung von Einrichtungen oder zur Betreuung von speziellen Projekten. Das Leben im Alter und alternative Wohnformen lassen sehr viel Kreativität zu, für die es Fachkräfte braucht, damit die Idee kein Luftschloss bleiben muss.
Das Pflegestudium bietet sich für Pflegefachkräfte ebenso an wie für Quereinsteiger aus anderen Berufen. Je nach Ziel ist es nicht erforderlich, tief in den Pflegealltag einzutauchen. Große Kliniken splitten die Aufgaben inzwischen so auf, dass mehrere qualifizierte Kräfte sich die Leitung von Bereichen teilen und sich jeweils um die Anliegen kümmern, für die sie spezialisiert sind.
Die Pflegebranche als Perspektive
Solange es Menschen gibt, wird auch Pflege nötig sein. Psychische Erkrankungen erfordern ganz neue Kompetenzen die oft gar nicht so sehr im pflegerischen Bereich liegen. In der psychiatrischen und psychosomatischen Pflege treffen sich Pädagogik und Pflege. Die Neugruppierung der Pflegestufen berücksichtigt endlich auch, dass Menschen mit eingeschränkten Alltagskompetenzen professionell unterstützt werden müssen, auch wenn es hierbei nicht um Pflege im eigentlichen Sinne geht.
Gerade die neugeschaffenen Berufsbilder wie Alltagsbegleiter und Betreuungskraft sind für Quereinsteiger interessant, weil sie die Arbeit mit den Menschen erlauben. Hier spielt Zeit zwar auch eine Rolle, aber niemand stoppt die Zeit über ein Gespräch. Zudem lassen sich kreative Interessen und Fähigkeiten in diesem Beruf einbringen, was die Freude am Beruf erhöht.
Doch auch wer wirklich pflegen will, kann jederzeit in ausbildenden Einrichtungen anklopfen. Es empfiehlt sich aber, ein Praktikum zu absolvieren, um zu ergründen, ob man dem Anspruch an den Pflegejob gewachsen ist. Auch wenn es viele Hilfsmittel gibt, die die Pflege erleichtern, ganz ohne körperliche Fitness geht es nicht.
In der mobilen Pflege wohnen die Menschen nicht alle in Häusern mit Fahrstuhl und müssen teilweise auf beengtem Raum versorgt werden. Lange Krankenhausflure die in einer Schicht durchlaufen werden, lassen Schrittzähler ausschlagen.
Es ist ein Herzensprojekt für mich geworden, Menschen bei dem Streben nach einem erfüllten Berufsalltag zu unterstützen.