Boreout: Wenn Langeweile gefährlich wird…

Burnout, also die konstante Überlastung, die zum regelrechten Ausbrennen führt, ist inzwischen recht bekannt.

Nicht nur Ärzte, auch Chefs oder Personalchefs werden zunehmend geübter darin, Burnout-Symptome nicht nur zu erkennen, sondern ihnen entgegenzuwirken.

Aber Boreout? Vermutlich hast du das Wort noch nie gehört…

Boreout ist zwar auf den ersten Blick das Gegenteil von Burnout, richtet jedoch denselben Schaden an – am Arbeitsplatz ebenso wie im Privatleben. Du hast keinen Stress, fühlst dich aber dennoch immer irgendwie schlapp, ausgelaugt, lustlos?

Vielleicht ein Fall von Boreout oder auf Deutsch schlicht erheblicher Unterforderung! Warum das so gefährlich werden kann, will ich dir hier erklären.

Symptome von Boreout

Die Anzeichen dafür, dass ein Boreout vorliegt, ähneln verblüffend den Symptomen bei Burnout. Das führt bei Betroffenen, aber auch deren Umfeld, nicht selten zu Unverständnis, denn wer eine ruhige Kugel schiebt, hat doch eigentlich keinen Anlass, sich zu beklagen – oder? Unterforderung führt langfristig zu

  • Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit
  • Zunehmende Erschöpfung
  • Nachlassende Interessen und soziales Engagement
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen

Zu diesen zunächst vagen Symptomen, die an eine Depression erinnern, kommen langfristig häufig körperliche Beschwerden wie Verspannungen und Rückenschmerzen, Magenprobleme, Herzschmerzen, Kopfschmerzen…

Wenn im Privaten alles stimmt, die Gesundheit eigentlich gut ist oder es sein sollte, lohnt sich der Blick auf das Arbeitsumfeld.

Zu den Anzeichen von bereits vorliegendem oder drohendem Boreout gehört auch, Beschäftigung um jeden Preis vorzutäuschen und zu jedem Mittel zu greifen, um die Zeit zu füllen – die aber vergeht zäh und langsam, wenn du mit Belanglosigkeiten befasst bist.

Das Gefühl, nicht beschäftigt genug zu sein, sorgt für weiteren Stress und die Befürchtung, entbehrlich zu sein. So entsteht ein regelrechter Teufelskreis, bei dem sich der Boreout zunehmend verschlimmert.

Welche Ursachen hat Boreout?

Boreout ist nichts als eine seelische und körperliche Manifestation ungeheurer, ja bodenloser Langeweile – meist im Job, in manchen Fällen auch im Privatleben. Die Anfälligkeit auf der Arbeit ist höher.

Warum das so ist? Menschen wie du und ich möchten zwar nicht ständig gestresst werden, doch ein gewisses Leistungsbedürfnis ist in uns allen verankert. Wir möchten uns einbringen, etwas schaffen und dafür anerkannt werden.

Damit du Boreout vermeidest, musst du gefordert und gefördert werden. Genau das ist in nicht wenigen Unternehmen aber nicht der Fall. Zwar ist die Arbeitslast hoch, doch die Beschäftigten werden von allen Seiten eingeschränkt – durch das sogenannte Mikromanagement.

Jede noch so kleine Aktivität ist detailliert geregelt, darüber hinaus darf und soll nichts in Eigeninitiative erfolgen. Hinter einer solchen Arbeitskultur steckt monumentales Kontrollbedürfnis in der Führungsetage, wo man den Mitarbeitenden nichts, und schon gar nichts gutes, zutraut.

In manchen Fällen passen die Qualifikationen und die Stellenausschreibung nicht zusammen, denkbar ist auch, dass ein Vorgesetzter mit der Unterforderung Mitarbeiter auf Abstellgleis schiebt.

Zwar ist die Arbeitslast hoch, doch die Beschäftigten werden von allen Seiten eingeschränkt

Boreout kann allerdings auch besonders leistungsfähige Beschäftigte treffen, die ihre Aufgaben in recht kurzer Zeit fertigstellen, die Arbeitszeit aber dennoch „absitzen“ müssen.

Falls du selbst schon einmal im Job das Gefühl hattest, nicht wirklich etwas zu bewirken, kannst du nachvollziehen, was gemeint ist. Arbeit ist nämlich mehr als nur reines Geldverdienen.

Immerhin verbringst du in der Regel acht Stunden täglich am Arbeitsplatz, vielleicht mehr, deine Tätigkeit sollte also auch motivierend sein. Sinnkrisen sollten daher kein Dauerzustand sein.

Wird dies – bisweilen gezielt – unterbunden, weil vom Arbeitnehmer nur mechanisches Funktionieren gewünscht ist, stellen sich annähernd dieselben Folgen ein wie beim Burnout.

Langfristige Folgen für dich und deinen Arbeitsplatz

Boreout scheint zwar harmloser, ist aber genauso gefährlich wie Burnout – mit der Meinung stehe ich nicht allein, auch Wissenschaftler haben das Phänomen und seine Folgen untersucht.

Was Boreout für dich bedeuten kann, liegt auf der Hand. Angefangen von unerklärlichem Unwohlsein und Niedergeschlagenheit bis zur massiven Depression und körperlichen Erkrankungen ist die ganze Bandbreite gesundheitlicher Beeinträchtigungen möglich. Da Boreout dein Leben eines wesentlichen Aspekts beraubt, nämlich der Erfüllung in deiner Tätigkeit, kannst du sehr krank werden.

Doch auch für Unternehmen ist die chronische Unterforderung und das Ausbremsen der Mitarbeiter ein Problem. Die Folgen sind nämlich:

  • die berühmte „innere Kündigung“, also der Verzicht auf jedwedes Engagement
  • ein Ausklinken aus der Unternehmenskommunikation
  • neben Absentismus der Präsentismus, wenn du dich trotz Unwohlseins zur Arbeit schleppst und den Tag irgendwie herumbringst

All diese Ausprägungen von Boreout kosten Unternehmen viel Geld, denn sie bremsen Geschäftsprozesse aus und führen dazu, dass wirtschaftliche Potenziale nicht ausgeschöpft werden. Es sollte also nicht nur in deinem Interesse sein, sondern auch deinen Arbeitgeber etwas angehen, Boreout zu vermeiden.

Warnsignale/Checkliste: Leide ich an Boreout?

Du hast das Gefühl, dass auch du unter einem Boreout leiden könntest? Mit meiner Checkliste kannst du selbst überprüfen, ob es Handlungsbedarf gibt!

  • Du kannst keinerlei Interesse für deine Arbeit aufbringen, empfindest sie als langweilig und sinnlos.
  • Auch wenn kaum etwas zu tun ist, fühlst du dich abends immer fix und fertig.
  • Du nutzt die Arbeitsstunden auch mit privaten Aufgaben oder Beschäftigungen.
  • Du arbeitest besonders langsam, um die Zeit auszufüllen.
  • Du spielst den/die Beschäftigte(n), auch wenn das gar nicht den Tatsachen entspricht.
  • Du würdest gern etwas anderes machen, weißt aber nicht wie oder hast Angst vor Veränderungen.

Wenn mehr als drei dieser Aspekte bei dir zutreffen und du vielleicht schon Symptome wie Niedergeschlagenheit und Schlafstörungen an dir bemerkst, ist es Zeit, dem Boreout die Stirn zu bieten.

Wie kann ich dem Boreout entgegenwirken?

Wenn du stark unterfordert bist, wirst du krank. Suche das Gespräch mit Kollegen und Vorgesetzten, denn eigentlich sollte es im Interesse des Unternehmen sein, ihre Beschäftigten sinnvoll einzusetzen.

Nicht immer ist es der Chef oder Abteilungsleiter, der seinen Mitarbeitern zu wenig zutraut. Manchmal bürdet sich ein einzelner Kollege zu viel auf, so dass alle anderen nicht ausgelastet sind.

Wichtig ist, Boreout zur Sprache zu bringen, denn ansonsten ändert sich gar nichts.

In einem Gespräch mit dem unmittelbaren Vorgesetzten und später vielleicht im Team lassen sich Möglichkeiten finden, Arbeit zum Teil neu zu gestalten, Aufgaben umzuverteilen und Qualifikationen anders einzubringen.

Ein weiterer Schritt im Kampf gegen Boreout können Weiterbildungen und damit auch verantwortungsvollere Aufgaben sein. Doch in allen Fällen gilt: Du musst einen Anfang machen.

Und wenn du merkst, dass deine Anregungen und Wünsche bei deinem Arbeitgeber nicht ankommen, solltest du die Konsequenzen ziehen und dich nach einer für dich sinnvolleren beruflichen Tätigkeit umsehen – bevor du zu krank dafür wirst.

Marcel Administrator

Es ist ein Herzensprojekt für mich geworden, Menschen bei dem Streben nach einem erfüllten Berufsalltag zu unterstützen.

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